Zwei Monate Corona-Fußball-Pause haben sich dem Ende zugeneigt und der Ball rollt wieder. Für viele Bürger ist das Bundesliga-Wochenende heilig, sodass diese den Start der deutschen Königsdisziplin kaum abwarten konnten. Doch viele Kritiker und Fans diskutieren darüber, ob es für einen Restart des beliebtesten deutschen Kontaktsports vielleicht zu früh ist.
Die Bundesliga hat nach genau zwei langen Monaten am vergangenen Samstag wieder gestartet. Viele Fans konnten es kaum abwarten, andere hingegen halten die Entscheidung für zu naiv. Nach einem turbulenten Fußballwochenende sind die Kritiker davon überzeugt, dass die Wiederaufnahme des Spielbetriebes negative Folgen und gesundheitliche Gefahren mit sich bringt. Laut der Umfrage im “DeutschlandTrend” stimmte die Mehrheit der Befragten (56%) gegen einen Start der Deutschen Fußball-Bundesliga.
Was ist jetzt eigentlich anders?
Die als sog. Geisterspiele bezeichneten Partien fanden ohne die übliche Unterstützung der Fans auf den Rängen des Stadions statt. Statt der sonst tosenden Fangesänge, hörte man bloß ein disharmonisches Wirrwarr aus Anweisungen der Trainer, Pfiffe der Schiedsrichter und hitziger Diskussionen der Spieler untereinander.
Die Teams sahen sich mit etlichen Einschränkungen und Hygienemaßnahmen konfrontiert, die die Deutsche Fußball Liga festgesetzt hatte: Der Torjubel sollte sich auf ein Minimum beschränken. Statt sich zu umarmen sollten sich die Spieler nur kurz mit den Füßen oder dem Ellbogen berühren. Die Spieler wurden ebenso aufgefordert, nicht auf den Rasen zu spucken. Ersatzspieler und Betreuer mussten Masken tragen und die Sicherheitsabstände von mindestens 1,5 Meter einhalten.
Das Corona-Hygienekonzept sorgte bei vielen Zuschauern für Stirnrunzeln und Kopfschütteln. Aufgrund der ungewohnten Umgebung war es zunächst schwierig, sich auf das Spiel zu konzentrieren.
Der Sender Sky hatte trotz der leeren Tribünen versucht für Stimmung zu sorgen. Der Sender stellte eine Funktion bereit, bei der eine zusätzliche Tonspur mit Fangesängen und passenden Publikumsreaktionen abgespielt werden konnte, beispielsweise der Jubel der Fans bei einem Tor. Ein kleiner Trost.
Erfolgreiche Umsetzung eher fraglich
Bereits im Vorfeld des Bundesliga-Starts gab es einige Verstöße gegen die vorab festgelegten Maßnahmen. Ein Fußballspieler postete ein Video, in dem er vor dem Training alle möglichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen mit Spielern und Betreuern missachtete. Dieser wurde fristlos gekündigt. Auch ein Trainer gab in einer Pressekonferenz zu, die “Zwangs-Quarantäne” missachtet zu haben.
Während des Spieltages schien es zumindest so, als würden die Hygienemaßnahmen eingehalten. Die Bälle wurden regelmäßig desinfiziert. Bis auf die Trainer (Ausnahmegenehmigung) trug jeder der Betreuer Schutzmasken, der Torjubel wurden mit Ausnahmen nicht kollektiv gefeiert.
Und immerhin handelt es sich letztlich um einen Kontaktsport. Enges Beisammensein beim Stellen der Mauer, Zweikämpfe und das Gerangel im Strafraum während eines Eckballs, lassen sich wohl kaum vermeiden.
Alternative Modelle
Die Bundesliga ist die erste Liga, die aufgrund eines umfangreichen Hygienekonzepts den Spielbetrieb wieder aufnehmen durfte. In internationalen Medien wird dieses Modell überraschenderweise mehr gelobt als kritisiert.
Der niederländische und französische Fußballverband hatten sich beispielsweise schon früh dazu entschieden, die Fußball-Saison abzubrechen. Für die Meister- und Abstiegsregelungen gab es unterschiedliche Entscheidungen. Wäre ein Abbruch der Saison 19/20 möglicherweise das bessere Modell?
Zu berücksichtigen ist, dass zwei Drittel der Saison bereits gespielt sind. Die Tabellenkonstellation ist insoweit für die gesamte Saison vergleichsweise repräsentativ.
Schließlich ist Fußball Leidenschaft und die Fans sind der Ausdruck dieser Leidenschaft. Ohne die Fans ist es lediglich ein gekünsteltes Konstrukt, das versucht wird aufrechtzuerhalten. Die Gesundheit der Spieler und Betreuer sollte hier in den Fokus rücken. Trotz vorheriger Quarantäne und jeglichen Hygienemaßnahmen ist es nicht ausgeschlossen, dass Beteiligte sich infizieren.
Es muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass der Fußball ein weites Berufsfeld abdeckt. Mehr als 56.000 Menschen arbeiteten vergangene Saison im Lizenzfußball. Und Geister essen nun mal keine Stadionwurst.
Die Aufnahme eines regelmäßigen Spielbetriebs und die Rückkehr zur Normalität ist im Zweifel für einige Personen existentiell.
Ob dennoch das Augenmerk auf den Fußball gelegt werden sollte, bleibt fraglich. Die Zukunft wird zeigen, ob der Restart der Bundesliga verfrüht war. Es lässt sich hoffen, dass man dann noch immer aus seinen Fehlern lernen kann.
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