Mit der offiziellen Vergleichsannahme verkündet Jaffé gute Nachrichten
Auf den Gläubigerversammlungen vor einem Jahr haben die Insolvenzverwalter noch Erlöse aus der Vermietung und Verwertung der Container von einer halben Milliarde Euro geschätzt. Nun kann die vorsichtige und nur bis Ende 2021 reichende Prognose deutlich nach oben angehoben werden. Über eine Milliarde Euro könnten in den nächsten Jahren zusammen kommen. Damit würde sich die Insolvenzquote nennenswert verbessern.
Vergleichsannahme. Im April diesen Jahres verschickten die P&R-Insolvenzverwalter einen umfangreichen Brief an 54.000 Investoren. Darin wurde ein Vergleichsangebot unterbreitet, das die Höhe der anzumeldenden Forderungen abweichend von der Anfangs gewählten Methode definierte. Nur wenn allerdings die überwiegende Mehrheit der Investoren dem Vorgehen zustimmt, konnten Dr. Michael Jaffé und Dr. Philip Heinke die Forderungsanmeldungen so umsetzen. Das ist nun offiziell erklärt worden: „Die Insolvenzverwalter haben mit Zustimmung der jeweiligen Gläubigerausschüsse die von den Gläubigern bereits unterzeichneten Vergleichsvereinbarungen angenommen, nachdem sich die Gläubiger zuvor mit einer überragenden Mehrheit für den Abschluss der Vergleichsvereinbarungen ausgesprochen hatten.“ Für die meisten P&R-Investoren steht damit fest, wie hoch ihre Forderung gegenüber der Masse ist. Die Summe aller Ansprüche gegen die vier betroffenen P&R-Gesellschaften schätzt Jaffé auf etwas über drei Milliarden Euro.
Insolvenzquote. Entscheidend für die Höhe der noch zu erwartenden Zahlungen für jeden einzelnen Investor ist allerdings weniger die Methode der Forderungsberechnung. Ausschlaggebend hierfür ist am Ende die Insolvenzquote, mit der die angemeldeten Ansprüche bedient werden können. Deshalb ist die gute Nachricht des Tages die deutliche Erhöhung der Verwertungsergebnisse gegenüber den bisherigen Schätzungen. Auf den Gläubigerversammlungen hat Jaffé Verwertungserlöse von einer halben Milliarde Euro bis Ende 2021 prognostiziert. Dabei fehlten aber die Zeiträume danach. In den Gutachten zur Insolvenzeröffnung schätzten die Insolvenzverwalter das Vermögen auf 800 Millionen Euro. Eine schon im Mai 2018 abgegebene Schätzung von Investmentcheck lag bei 865 Millionen Euro. Und jetzt kommt es noch besser: „Unser Ziel ist es, aus der Verwertung der vorhandenen Container in den kommenden Jahren Verwertungserlöse von über einer Milliarde Euro zu erwirtschaften und dann auch in mehreren Abschlagsverteilungen an die Gläubiger zu verteilen.“ Umgerechnet auf jeden einzelnen Anleger bedeutet das, dass die Insolvenzquote bei 30 bis 35 Prozent liegen könnte.
Hintergründe. Auch wenn Jaffé die Ertragsprognose einschränkt, weil diese „natürlich vom Markt und damit der Entwicklung der Weltwirtschaft“ abhängt, so dürfte diese ohne größere Krisenereignisse sehr wohl verlässlich sein. Das bestätigt eine Umrechnung des bekannten Containerbestandes von 618.000 Stück auf die international gebräuchliche Kosteneinheit CEU (Cost Equivalent Unit). Da P&R in den letzten Jahren sehr viele 40-Fuß-High-Cube-Container verkaufte und sich in ihrem Bestand auch noch einige Reefer-Container befinden dürften, könnte die Flotte mit geschätzten 1,45 umgerechnet immerhin 900.000 CEU umfassen. Das Durchschnittsalter dürfte vermutlich heute bei gut zehn Jahren liegen, weshalb die Kisten im Schnitt noch rund fünf Jahre nutzbar sind. Das bringt bis zu einer halben Milliarde Euro Miete. Gut 200 Millionen Euro hat Jaffé seit Insolvenzantragsstellung bereits an Verwertungserlösen kassiert. Bleibt noch der Schrottwert von zwei Millionen Tonnen Stahl. Dieser dürfte trotz stark schwankender Preise realistisch gut 400 Millionen Euro bringen.
Weitere Quotenerhöhung. Eine noch höhere Insolvenzquote könnte sich laut der heute veröffentlichten Mitteilung von Jaffé im Falle von Anfechtungen ergeben. Ob diese notwendig sind, will er durch Pilotverfahren klären. Die Wirkung auf die Quote wäre für die heute betroffenen Anleger positiv: „Falls Anleger Rückzahlungen leisten müssen, können sie in korrespondierender Höhe Insolvenzforderungen anmelden und erhalten hierauf eine Quote. Die Quote für die heutigen Gläubiger könnte sich hierdurch noch deutlich erhöhen, denn in diesem Fall würden auch Anleger in die Solidargemeinschaft der Gläubiger einbezogen, deren Anlage bereits vor der Insolvenz in voller Höhe zurückgeführt worden war.“
Loipfinger’s Meinung. Michael Jaffé ist sichtlich stolz auf sein bisheriges Ergebnis: „Es zeigt sich, dass die Entscheidung, hier keinen Notverkauf vorzunehmen, sondern die Gläubiger davon zu überzeugen, die Containerverwertung ungestört fortzusetzen und die Erlöse im Interesse aller Gläubiger – auch gegen Widerstände – zu sichern, absolut richtig war.“ Damit hat er absolut Recht. Er hat alles richtig gemacht, ganz anders als beispielsweise der Insolvenzverwalter von dem ebenfalls insolventen Containeranbieter Magellan. Dort wurden die Stahlboxen in einem merkwürdigen Bieterverfahren im Grunde verschleudert.
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